Tut gut, wenn's weh tut.
Ritzen
"Tut gut, wenn es weh tut", sagt Fritzi, bald 15, und ritzt sich mit einer kleinen, scharfen Metallklinge Öffnungen in die Haut, in der zu stecken so verdammt schwierig ist.
Fritzi will raus, raus aus ihrer Haut. Deshalb die Löcher, die Ritzen, die Schlitze und das Internet. Im Netz lässt sich's auch leben. Mit falschen Biografien, coole Sprüche im Chat klopfen, Liebesbriefe per Zufallsprinzip kreieren, sexuellen Fantasien den virtuellen Lauf lassen... Alles vor Publikum. Nur der echte Mensch macht Angst. Zahlreiche Treffpunkte findet man im Netz für Menschen, die sich selbst verletzen. Meistens Mädchen suchen in dieser Form der Autoaggression, deren Zahl die der Magersucht oder Bulimie längst überschritten hat, einen Weg, mit ihrer Unsicherheit sich selbst und der Welt gegenüber umzugehen. Walter Kohl hat die Langarm-T-Shirts hochgerollt und nach den Verwundungen hinter den Wunden geschaut. Sein Monolog ist ein eindringlicher, harter, faszinierender Text über die Schwierigkeiten, sich zu formulieren, Gefühle zu kommunizieren in einer Welt, die scheinbar alle Möglichkeiten zur Interaktion bereit hält. Der österreichische Journalist, Schriftsteller und Dramatiker Walter Kohl wurde 1953 in Linz geboren. Das Studium der Betriebswirtschaft brach er ab, jobbte in der Autoindustrie und schrieb. Journalistische Texte, Hörspiele, Theaterstücke, Romane. Sein besonderes Interesse gilt stets dem Authentischen, den heiklen, verborgenen Themen. Zuletzt erregte er Aufsehen mit seinem Roman ICH FÜHLE MICH NICHT SCHULDIG über den Euthanasiearzt Georg Renno. RITZEN entstand aus Gesprächen mit einem betroffenen Mädchen und wurde letztes Jahr in Hamburg uraufgeführt. In dieser Spielzeit steht es auf mehreren Spielplänen deutscher Bühnen. Ein Stück für Jugendliche und Erwachsene, das wir vomittags für den Besuch im Klassenverband und im Abendspielplan zeigen. |