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"Intrige gefällig, Herr Graf?"
Probenfoto: Der tollste Tag

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DER TOLLSTE TAG
von Peter Turrini
frei nach Beaumarchais
Premiere am 4. Juli 2003
Spielort: Schloss Fachsenfeld

Inszenierung Simone Sterr
Ausstattung Anne Weiler
mit Wenzel Banneyer, Katja Gaudard, Ina Fritsche, Gunnar Kolb, Anne Klöcker, Leif Stawski

Aufführungen: Aktueller Spielplan

Karten für die Vorstellungen des FreilichtSommers gibt es nicht nur an der Theaterkasse (Tel. 07361/522600) und beim Aalener Touristik-Service, sondern auch in den Nachbarstädten der Region. So in Schwäbisch Gmünd bei der Buchhandlung Stiegele, in Heidenheim bei Pressereisen und in Ellwangen bei der Touristinformation.

Graf Almaviva hat es auf die Zofe Susanne abgesehen. Die will zwar den Diener Figaro heiraten, doch Almaviva hintertreibt mit Hilfe seines Handlangers Bazillus die Hochzeitspläne und will auf sein adeliges »Recht der ersten Nacht« mit Susanne bestehen. Und noch jemand steht dem Glück im Weg: Die reife Marcelline möchte Figaro für sich und hetzt ihm wegen eines angeblichen Eheversprechens den Anwalt Bartholo auf den Hals.

Figaro setzt den Angriffen und Intrigen mit Hilfe der Gräfin Almaviva und des Pagen Cherubin eigene List entgegen, ein Kleidertausch soll den liebeshungrigen Grafen beim nächtlichen Rendevous mit seiner eigenen vernachlässigten Gattin zusammen führen. Doch das Täuschungsspiel bringt keine Wende, Witz und Charme des pfiffigen Dieners scheinen am Ende: Mit einem korrupten Gerichtsverfahren wächst der Druck auf Susanne und Figaro und treibt das Stück einem dramatischen Finale entgegen.

Anders als in der Vorlage von Beaumarchais und Mozarts berühmter Oper findet Figaros Hochzeit bei Peter Turrini nicht statt. »Die Verhältnisse sind stärker als die Sprache, die Gewalt ist stärker als der Witz«, schreibt der österreichische Autor selber über sein Stück. Und hat trotzdem eine Komödie geschrieben, die das Vorbild konsequent zu Ende denkt, sarkastisch, satirisch und mit Gewinn.

»Peter Turrini sagt, was alle wissen, so dass alle erfahren, dass sie dasselbe wissen.«
[Elfriede Jelinek]

1944 in Kärnten geboren, arbeitete Peter Turrini zunächst als Schreibmaschinenvertreter, Gelegenheitsarbeiter, Werbetexter und Hotelsekretär, seit 1971 als freiberuflicher Schriftsteller vor allem von Drehbüchern und Bühnenstücken, aber auch von Gedichten und Prosa. Seine ersten provokanten sozialkritischen Stücke, ROZZNJOGD (1971) und SAUSCHLACHTEN (1972), gerieten zu Theaterskandalen, und seine Fernsehserie ALPENSAGA löste heftige Kontroversen aus. Mit seinen Stücken zählt Turrini zu den bedeutendsten lebenden Dramatikern deutscher Sprache. Zwischen dem Wohntrakt des Barons und den Wirtschaftsräumen des Gesindes, unter den Linden, mit Blick auf den herrlichen Schloßgarten scheint uns Schloss Fachsenfeld der ideale Ort für DER TOLLSTE TAG zu sein.

FIGARO: Der Herr Graf, hat er nicht selbst dieses Vorrecht der ersten Nacht abgeschafft?
SUSANNE: Um es bei mir wieder anzuschaffen.
FIGARO: Diese Anschaffung wird ihn teuer zu stehen kommen.
SUSANNE: Die erste Anzahlung hat er schon geleistet. Meine Ausstattung.
FIGARO: Was für ein gnädiger Vorschuss auf die Gunst meiner Geliebten! Und ich dachte, es sei der wohlverdiente Lohn meiner Treue! Soviel Dummheit ist schmerzlich.
SUSANNE: Figaro denkt, der Graf lenkt.
FIGARO: Nicht mehr lange. Die Klugheit der Großen ist die Falschheit der Kleinen. Küsse mich, o Muse aller Schurken. Ein Himmelreich für eine gute Intrige. Ich könnte ihn als Ehemann fordern, aber die Ehre beginnt leider erst beim Baron. Ich könnte ihn aus rasender Eifersucht töten, aber auch dieses Motiv gilt nur für Edelleute. Ich könnte ihn wegen ungebührlicher Nachstellerei verklagen, aber leider beginnt die Gerechtigkeit erst bei hundert Goldstücken.
SUSANNE: Da ist guter Rat teuer.
[aus DER TOLLSTE TAG von Peter Turrini]