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Foto Robin Hood

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ROBIN HOOD (Aalener Fassung)
FreilichtSommer 2004

Schwäbische Post, 01.07.2004
Im Grünen ins Schwarze getroffen
Seit gestern rächt "Robin Hood" auf der Marienburg die Enterbten

  • Die Kulisse ist kaum zu übertreffen, die Spielfreude der Akteure groß, die Theaterfassung des Aalener Theaters stimmig und die mit Wortwitz garnierte Handlung turbulent. Gestern Morgen war Premiere für "Robin Hood" und seine Getreuen.

    "Robin - Wanted dead or alive" steht auf einigen Plakaten an den Bäumen im Burggraben. Ihnen folgen die ersten 200 jungen Gäste zum HauptSpielort: neben der Brücke. Denn die erste Szene war schon: Little Jane (Ina Fritsche) hat gerade demonstriert, was ihr Lust und Laune bereitet, was sie richtig gut kann: Reiche Kaufleute ausrauben. Die Geschädigten auf ihrem Fuhrwerk bibbern. Und sie zucken jedes Mal zusammen, wenn die dreist-freche, wundervoll gespielte Wegelagerin das Wort "Robin Hood" erwähnt. Der kommt auch prompt und standesgemäß - er seilt sich 15 Meter tief vom Burggebäude ab.

    Zuerst aber eine Rückblende, wie Robin zu diesem Job gekommen ist: Er jagt im Wald. Das darf er nicht. Der Sheriff von Nottingham und der hochherrschaftliche Jäger wollen ihn arretieren. Das Ende vom Lied: Wildsau und Jägersmann erlegt. Fürderhin steht Robin ganz oben auf der Liste der höchst unerwünschten Individuen vom Sheriff und von Prinz John. Der habgierige Giftzwerg vertritt ja den Bruder, König Löwenherz.

    In die Prinzen-Rolle ist Katja Gaudard geschlüpft. Und sie gibt sie köstlich. Die Schauspielerin hat bei der Premiere Probleme mit der Stimme. Deshalb benutzt sie Gerätschaften, die nicht ins hohe Mittelalter passen: Mikro und Megaphon, mit dem sie später vom Burggeländer herab geifern wird. Eigentlich als Notbehelf gedacht, wirkt das richtig witzig. Witzig sind auch die Dialoge, die Frotzeleien und Reimereien.

    Begeisternd spielt auch Wenzel Banneyer. Er ist der Buhmann, der fiese, skrupellose Sheriff, der das Volk knechtet. Sogar Sonntags und sogar den schelmischen Bruder Tuck - eine Rolle, die Gunnar Kolb mit Leben erfüllt.

    Dann reitet, wer hätte es geahnt, Mary Ann heran. Und der Konflikt kündigt sich an: Die burschikose Little Jane weglagert gern für die Armen oder spielt gern Federball. Mit ihrem Kumpel Robin (Leif Stawski). "Da kommt die schöne Schnepfe", grummelt sie, als Robins Vergötterte naht. Robin drängt auf eine spontane Hochzeit. Die muss verschoben werden, weil der boshafte Prinz ("der Idiot von England") und der noch fiesere Sheriff Robin hängen wollen.

    Die Handlung ist flüssig, turbulent, die musikalischen Einlagen von Axel Nagel und Matthias Kehrle krönen sie. Es wird mit dem Stock gefochten, gealbert und intrigiert. Nochmals gibt es Zwist, als Robin es sich gleich mit beiden Damen verscherzt. "Ärger mit den Weibern, mein Sohn?", fragt Bruder Tuck mitfühlend. Natürlich kommt alles wieder ins Lot. Beim Bogenschießwettbewerb beweisen Wenzel Banneyer und Ralf Siebelt, dass sie fürs Stück Unterricht genommen haben. Der Held trifft eine handbreit besser als sein Rivale, der um Mary Ann buhlende Sheriff.

    Als dann König Löwenherz anreitet, gibt's endlich die Hochzeit. Ein kleiner Premieren-Gast geht spontan zu Robin und sagt: "Alles Gute zur Hochzeit." Auch den anderen jungen Gästen scheint's sehr gefallen zu haben - der Beifall im Burggraben hat's bewiesen.
    (Markus Lehmann)


Aalener Nachrichten, 01.07.2004
Robin Hood ist schwer auf zack
Keinen Respekt, dieser Robin. Genau so wenig wie das Theater der Stadt. Macht aus dem Stoff, aus dem Legenden sind, ein kunterbuntes, echt anarchisches, frech musikalisches, ganz und gar respektloses Freilichtstück für Kinder ab Acht. Gestern morgen hatte "Robin Hood" auf Burg Niederalfingen seinen ersten großen Auftritt.

  • Was ist das Schönste? Die Lieder vielleicht. Das über Prinz John: "Das ist der dümmste, der schlimmste, der mieseste, der fiesteste - Idiot von England". Ein Ohrwurm. Dann gibt's noch das "Räuberlied" und den "Monetensong". Die Melodien haben sich Komponist Edgar Mann und die Musiker Axel Nagel und Matthias Kehrle ausgedacht; genauso wie die Hintergrundmusik - wie im Film, nur mit echten Gitarren und Flöten und seltsamen Gerätschaften wie dem Theremin. Von allem haben sie sich inspirieren lassen: vom Volkslied bis zu Heavy Metal. "Stilistisch ist es so chaotisch wie die Kostüme und der Text", sagt Mann.

    Der Text. Vielleicht ist ja auch der das Schönste. Wo er sich oft reimt und so schön auf alle sprachlichen Gepflogenheiten pfeift, die edle Retter von Witwen und Waisen einst gehabt haben mögen. Da schwingt Bruder Tuck schon mal die Hufe, und Little Jane schlägt Futteralarm. Intendantin Simone Sterr steckt hinter der Theaterfassung fürs Aalener Ensemble. Weshalb die Zuschauer im Bühnenrund neben der Burgbrücke gestern sogar eine Uraufführung erlebten.

    Wunderbar eignen sich die alten Mauern als Kulisse für das Sommerstück. Hinter der Burg spielt die erste Szene, mit Kutsche und Überfall, wie sich das gehört - aufgepasst, Robin seilt sich von einer 15 Meter hohen Wand ab. Gemeinsam ziehen Kutsche und Publikum dann um den Burggraben zur eigentlichen Spielstätte.

    Die kleineren Zuschauer haben bestimmt das größte Vergnügen an der Action. Stockkämpfe gibt's, der Sheriff kriegt dauernd eins aufs Dach und Knilles, das Pferd, trabt öfters durchs Bild. Die Älteren amüsieren sich über die parodistische Ausstattung mit Plastik-Wildschwein auf Rädern und Kostümen, die schamlos Anklänge ans zwölfte Jahrhundert mit Western-Look, Ringelstrümpfen und Sonnenbrille kombinieren.

    Spaß am Spiel haben bestimmt auch die Schauspieler selbst. Die bösen Buben zumal: Wenzel Banneyer darf als Sheriff so richtig, richtig fies sein, Katja Gaudard als Prinz John ein verzogener kleiner Wicht. Einen Haufen anderer Rollen spielt sie auch, den Erzähler etwa, obwohl die Schauspielerin kurz vor der Premiere ihre Stimme verloren hat. Nimmt sie eben ein Mikrofon. Robin Hood (Leif Stawski) und Mary An (Anne Klöcker) dürfen auch mal romantisch werden. Zum Glück gibt's Little Jane (Ina Fritsche) mit frecher Schnauze fürs Zickenduell. Bruder Tuck ist auch vorhanden. Den spielt Gunnar Kolb - wer sonst.

    Zum Stück gehört ein Bogenschießwettbewerb, den Prinz John durchs Megaphon moderiert wie eine Wrestling-Show. Da ist das Publikum plötzlich mittendrin, buht den Sheriff aus und jubelt über die Schießkünste der anderen Schauspieler. Klar endet alles in Friede, Freude und einer Hochzeit, und der kleine Mehmet steht auf und schüttelt dem frisch getrauten Robin gratulierend die Hand. Vielleicht ist das ja das Schönste.
    (Sylvia Möcklin)