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"Ein Mann. Eine Frau. 8 Spuren."
Foto: Super8

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SUPER8
Theaterinstallation

Aalener Nachrichten, 3.03.2003
Jedem sein persönliches Abenteuer
Die Premiere der Theaterinstallation "Super 8" des Theaters der Stadt war ein voller Erfolg. Im Wirtschaftszentrum gelang dem Theater ein wahrhaft gewagtes Theaterexperiment.

  • Verschiedenste Klangspuren entführen die Premierenbesucher auf einen verschlungenen und äußerst eindrucksvollen akustischen Spaziergang, durch die Aalener Innenstadt. Die Teilnehmer sitzen an einem großen Tisch. Köpfhörer liegen bereit. Wasser wird gereicht. So entsteht eine - im ersten Moment ungewohnte - dichte Atmosphäre. Kopfhörer auf: Busse fahren vorbei, Menschen unterhalten sich lautstark, Kinder lachen.

    An den Enden des Tisches sitzt ein Paar, brillant gespielt von Anne Klöckner und Leif Stawski. In trauter Zweisamkeit plaudern sie im Café über die Menschen am Nebentisch. Es wirkt auf den Betrachter sehr ungewohnt, sich mit der intimen Konversation des Paares auseinanderzusetzen. Schließlich fühlt man sich stark emotional miteinbezogen. Sich mitreißen zu lassen, den Weg zweier Menschen mitzugehen, sie zu begleiten. Jeder Teilnehmer muss sich auf die Schauspieler einlassen, beginnt sich mit dem Mensch gegenüber auseinanderzusetzen.

    Neugierde spiegelt sich in den Gesten der Besucher. Wer ist der Mann gegenüber? Hört er eigentlich gerade die gleiche Geschichte von Annette, einer offenen und netten Dame, die manchmal ziemlich angespannt ist? Was sieht der andere in mir? Welche Signale an mir sind zu deuten? Unterschiedlichste Menschen an einem Tisch, doch welche Geschichten sind gerade in diesem Moment in ihren Köpfen verankert? Jeder Zuschauer erlebt sein persönliches, einzigartiges Abenteuer.

    Eine wundervolle Inszenierung mit ausdrucksstarken und mitreißenden Schauspielern. Erneut ein Glücksgriff des Aalener Theaters.
    (Stefanie Wagenblast)

Schwäbische Post, 4.03.2003
In der Absurdität des Alltags
Ein Blick. Ein Klick. Fixiert. Dutzende Fotos liegen auf dem Tisch, um den sich die Gesellschaft reiht. Zu sehen: Ein Mann. Eine Frau. Sonst nichts. Das Motto der Theaterinstallation "SUPER8", die sich vor dem inneren Auge abspielt. Textfragmente, Fotos, Geräusche und daraus Geschichten, die sich jeder selbst spinnt.

  • Jemand hustet. Ein Bus rauscht vorbei, während sich Kinder kichernd unterhalten. Alltag. "In einer Stadt wohnen heißt Netze zu spinnen." Anne Klöcker und Leif Stawski sind Teil eines wirren Netzes. Sie sind ein Liebespaar, das sich unbeobachtet glaubt. Eine zarte Berührung, verknäulte Hände, Lippen, die ein Glas berühren, alles hält er fest. Er, dessen Identität nicht bekannt ist.

    Die Verfolgung beginnt, quer durch die Stadt. Bahnhof, Fußgetrippel. Klick. Ein nervöses Zucken. Klick. Fußstapfen im Schnee. Klick. Dann gibt es noch die wohl behütete Claudia mit Pferden im Stall, die auf der Suche nach Sicherheit und Struktur ist. Jacqueline, die niemals treu sein kann und Hermann, der nicht versteht, warum er sein Leben ohne Genuss verlängern soll.

    Die Installation von Winfried Tobias und Christopher Martin ist ein Rollenspiel, in dem der Zuhörer selbst zum Akteur wird und die Handlungsfäden für sich sinnvoll entwirrt. Ein undurchschaubares Geschichtengeflecht, untermalt mit kurzen Textfragmenten. Es handelt sich um eine episodenhafte Darstellung der Absurdität des Alltags, die allzu oft gleichgültig akzeptiert wird. Und es stellt sich die Frage, warum Frauen auch Männerschuhe tragen und Männer nicht Frauenschuhe. Und wie sehen Kaugummikauerschuhe aus?

    Nur 16 Zuschauer sind im Raum, sitzen um einen großen Tisch. Zuhörer wäre wohl passender. Geräusche und Geschichten sind zu hören. Individuell für jeden. Ab und an flimmert ein Foto über die große Leinwand oder die beiden Schauspieler, die galant durch den Abend führen, imitieren eine Szene. Schauspieler und Regieteam von "SUPER8" haben sich in der Stadt umgesehen, Menschen beobachtet und Geschichten ausgedacht.

    Wie die von Claudia und Hermann. Sie haben Geräusche festgehalten, die fürs alltägliche Geschehen charakteristisch sind: eine raschelnde Plastiktüte, eine bimmelnde Ladenglocke; Autos, die durch Pfützen fahren. Authentizität, die nachdenklich macht. Zur richtigen Zeit am falschen Ort? Alles Zufall, Vorherbestimmung oder doch Selbstverantwortung?

    Hierfür gibt es wohl genauso wenig eine Antwort wie für einen sinnhaften Zusammenhang der 8 Tonspuren. Der Mensch in der Stadt. Er bewegt sich und seine Wege gleichen einem wirren Knäuel. Wege, die sich überkreuzen und teilweise für bestimmte Zeit in dieselbe Richtung gehen. Es sind Gesichter und Geschichten, die wir mit der Vergangenheit verbinden. Denn: Der Mensch ist nicht geschaffen, allein zu sein.
    (Julia Grimminger)